Pfarrer Sebastian Kneipp erlebte an schwerer Lungentuberkulose leidend, die unendliche Heilkraft des Wassers am eigenen Leib. An tausenden von Hilfesuchenden verfeinerte er die Anwendungsmöglichkeiten von Wasser und hinterliess ein einfaches und zugleich geniales Naturheilverfahren das weltweit hohe Ansehen erlangte. Kneipp selbst legte niemals einen Hippokratischen Eid ab, lehrte aber vielen Ärzten sein Wissen.
Zur Kneippschen Hydrotherapie zählen Bäder, Wickel, Güsse und Waschungen.
Neben Wasser sind Ernährung, Bewegung, Kräuter und die Ordnungstherapie weiteren Säulen eines ganzheitlichen Naturheilkonzeptes Kneipp's.
Diese 5 Bestandteile bilden heute immer noch die Basis der traditionell europäischen Naturheilkunde.
"Die Verweichlichung der heutzutage lebenden Menschen hat einen hohen Grad erreicht. Die Schwächlichen und Schwächlinge, die Blutarmen und Nervösen, die Herz- und Magenkranken bilden fast die Regel, die Kräftigen und Kerngesunden die Ausnahme"
„Das Wasser ist das allererste, vorzüglichste und allgemeinste Heilmittel für den menschlichen Körper.“
"Auflösen, ausleiten (gleichsam abwaschen), kräftigen, diese drei Eigenschaften des Wassers genügen uns, und wir stellen die Behauptung auf:
Das Wasser, speziell (im besondern) unsere Wasserkur heilt alle überhaupt heilbaren Krankheiten; denn ihre verschiedenen Wasseranwendungen zielen darauf ab, die Wurzeln der Krankheit auszuheben, sie sind imstande:
a) die Krankheitsstoffe im Blute aufzulösen;
b) das Aufgelöste auszuscheiden;
c) das so gereinigte Blut wieder in die richtige Zirkulation zu bringen;
d) endlich den geschwächten Organismus zu stählen, d. i. zu neuer Tätigkeit zu kräftigen"
Sebastian Kneipp aus Meine Wasserkur
Ein (Wasser-)Reiz erzeugt zunächst eine Reaktion des Körpers – ein Kaltreiz zum Beispiel eine Gefäßzusammenziehung -, also eine Abwehrreaktion zur Erhaltung des Wärmegleichgewichts. Sowohl heiße als auch kalte Temperaturreize führen zunächst zu dieser Verengung der kleinen Hautgefäße, die durch Blässe und Gänsehaut erkennbar wird. Ihr folgt unterschiedlich rasch eine Reaktionsphase mit Durchblutungsverbesserung, aktiver Wiedererwärmung und Hautrötung. Wird das Wasser anschließend nicht abgetrocknet, sondern nur abgestreift, so wird der Temperaturreiz durch Verdunstungskälte verlängert. Körperliche Bewegung oder Wiedererwärmung durch gutes Zudecken im Bett nach größeren Anwendungen (Nachruhe) fördert die erwünschte aktive Wärmeproduktion des Körpers.
Bei der Wassertherapie wird therapeutisch ausgenützt, dass ein örtlich gesetzter Reiz nicht nur im Gebiet der Anwendung eine Reaktion erzeugt, sondern auch in dem Organ, welches dem sogenannten Hautsegment zugeordnet ist, sowie im gesamten vegetativen System (bei einem großflächigen Kaltreiz zum Beispiel Stocken des Atems) und gleichsinnig über das Nerven und Hormonsystem im gesamten Körper - und zwar auch der Gebiete, die nicht direkt behandelt werden. So reagiert das „kapillare“ Haar-Gefäßnetz der Beine bei einer Anwendung an den Armen mit (gleichsinnige sogenannte konsensuelle Reaktion). Auch führt eine warmes oder Wechselfußbad zu einer besseren Durchblutung der Nasenschleimhaut und ist somit das Mittel der ersten Wahl bei Nasennebenhöhlenerkrankungen, chronischem Schnupfen oder aufkommender Erkältung (hier ein warmes oder temperaturansteigendes Fußbad nehmen).
Wasser hat jedoch nicht nur aufgrund seines Temperaturreizes eine heilende Wirkung, sondern es dient auch als ein besonders guter Träger für die Wirkstoffe von Heilpflanzen (in Tees, Bädern, als Zusätze in Wickeln, Packungen, Auflagen oder Dämpfen). So werden beispielsweise die Essenzen von Badezusätzen von der Haut besonders gut resorbiert, und gleichzeitig können sie sich auch über die Inhalation entfalten.
Sebastian Kneipp erblickte 1821 als Sohn eines Webers das Licht der Welt und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Trotz starker Widerstände und Hindernisse erfüllt sich sein innigster Wunsch Priesteramt zu studieren.
Zu Beginn seines Studiums 1849 erkrankte Kneipp an Tuberkulose. Heilung suchend und nach zahllosen erfolglosen ärztlichen Konsultationen und Therapien wird er auf das Buch „Unterricht von der Heilkraft des frischen Wassers“ von Johann Siegmund Hahn aufmerksam gemacht. Daraufhin badete Kneipp mehrfach einige Augenblicke in der eiskalten Donau bei Dillingen. Anfangs scheint sich sein Gesundheitszustand nicht zu bessern. Schwer krank setzt er sein Studium und seine Wasseranwendungen zielstrebig fort.
Am 6. August 1852 empfing er vollkommen gesund im Augsburger Dom die Priesterweihe. Bis 1855 hatte er drei Stellen als Kaplan: in Biberach bei Augsburg, Boos und St. Georg in Augsburg.
Im Mai 1855 wurde Kneipp Beichtvater im Dominikanerinnenkloster in Wörishofen. Unter seinem Einfluss änderte sich dort das Leben. Die Nonnen mussten auf dem Feld arbeiten, und er machte aus der klösterlichen Landwirtschaft einen Großbetrieb. Unterdessen kamen immer mehr Hilfesuchende nach Wörishofen, zunehmend auch aus wohlhabenderen Kreisen.
1881 wird Sebastian Kneipp Pfarrer von Wörishofen. Es beginnen hektische Jahre für ihn. Er hält in ganz Europa Vorträge. Er schreibt zahlreiche Bücher. Er behandelt und forscht. Ein immer größer werdender Kreis von Ärzten, Bademeistern und anderen Helfern schart sich um Kneipp, denn längst kann er alle Aufgaben nicht mehr allein bewältigen. Im August 1889 gab es 4.000 Heilsuchende in Wörishofen. Im Jahr 1893 zählte Wörishofen insgesamt 33.130 Kurgäste sowie über 100.000 „sonstige Zuläufer und Passanten“.
Er richtete drei Stiftungen ein: das Kneippianum, das Sebastianeum und die Kneippsche Kinderheilstätte. Ob arm oder reich, Kneipp machte bei seinen Patienten keinen Unterschied. Durch eine scharfe Beobachtungsgabe und die große Zahl der behandelten Patienten konnte Kneipp ein immenses Wissen über Diagnostik und Naturheilkunde gewinnen. Das ging soweit, dass die Ärztezeitung ihm nach seinem Tod einen wohlwollenden Nachruf widmete. Besonders bemerkenswert, hatten die studierten Mediziner doch jahrelang versucht, den erfolgreichen Rivalen wegen Kurpfuscherei ins Gefängnis zu bringen.
Eine seiner letzten Reisen führt ihn 1894 nach Rom, wo er von Papst Leo XIII. empfangen wird und den Titel Monsignore für seine Verdienste an der Menschheit und der Kirche erhält.
Kneipp hinterließ der Nachwelt viele Schriften. Am bekanntesten sind: „So sollt ihr leben“ und „Meine Wasserkur“ (Teil 1 und Teil 2). Bis heute ist die gesundheitsfördernde und -erhaltende Wirkung der Anwendungen und der Kneipp-Kur unumstritten. Es gibt zahlreiche Kneipp-Kurorte in Deutschland. Untrennbar mit dem Namen verbunden ist speziell Bad Wörishofen, welches sich besonders um den Erhalt seine Lehren einsetzt.
Naturheilpraxis Claudia Bartl
Aspermontstrasse 24
7000 Chur
Telefon: 079 828 88 87
E-Mail: info@plenavita.ch